Ohne Vielfalt an Meinungen und ohne die Freiheit, sie äußern zu können, kann Demokratie nicht funktionieren. Dieser politische Diskurs, der Wettstreit um die besten Ideen, ist die größte Stärke der Demokratie. Und zugleich ihre größte Schwäche.
Denn Meinung ist kein Selbstzweck. Nicht jeder Blödsinn muss geäußert oder gar gedruckt werden. Am Ende müssen Regierungen gebildet und Entscheidungen getroffen werden, bestenfalls zum Wohle aller.
Anders als am Stammtisch, aka Twitter, kommt es in der öffentlichen Debatte darauf an, sich nicht im Dschungel der Behauptungen, Provokationen und Zuspitzungen zu verlieren, sondern die wirklich wesentlichen Argumente zu diskutieren. Und das sind jene, die auf Wissen, auf Fakten basieren.
Meinungen am Stand des Wissens prüfen
Deshalb ist es im Sinne eines sinnvollen Diskurses gerade nicht demokratiefeindlich, Meinungen zu gewichten und auf Wahrheitsgehalt oder Faktentreue zu prüfen und auch auszusortieren, gemessen am Stand des Wissens. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des jeweiligen Fachgebiets (!) behaupten dabei keineswegs, „die Wahrheit“ zu kennen. Wohl aber bemühen sie sich mit wissenschaftlichen Methoden danach zu suchen, zu forschen. Anders als Religionen ist das System Wissenschaft bereit, sich zu korrigieren, vorausgesetzt es gibt neue, überzeugende Erkenntnisse.
Richtig ist: Die wissenschaftliche Methode der Erkenntnissuche ist nicht perfekt, sie kann irren. Daher ist es richtig, auch wissenschaftliche Erkenntnisse zu diskutieren. Nicht nur unter Forschenden, sondern auch öffentlich. Der Wissenschaft blind zu folgen wäre falsch – es wäre nicht wissenschaftlich.
Aber richtig ist auch, dass Wissenschaft das einzige Werkzeug ist, das wir haben, um im Wettstreit der Meinungen die wirklich besten, der Wahrheit am nächsten kommenden auszuwählen und nicht die lautesten. Egal, wie laut ein Trump, ein Bolsonaro, eine von Storch auch tönen: So wahr 1+1=2 ist, so sicher ist die Klimaerwärmung. Darüber müssen wir nicht mehr diskutieren. Wohl aber, was der beste Weg ist, den gefährlichen Wandel aufzuhalten und sich anzupassen.
Wissen ist überlebenswichtig. Wie bei jedem Thema, das unser Leben und den gesellschaftlichen Diskurs bestimmt. Es ist daher nur konsequent, dass gleich auf die Politikseiten im neuen Tagesspiegel künftig mehrere Seiten Wissenschaft und Gesundheit folgen, täglich. Platz für einfach faszinierende Neuigkeiten aus den „unendlichen Weiten“, über die nie zuvor ein Mensch gelesen hat. Aber auch für all das Wissen, das wir brauchen, um an der Meinungsbildung in dieser Demokratie teilnehmen zu können.
Quelle: news.google.com